Missa do Vaqueiro, die "Cowboy-Messe": Ein 5-tägiges Volksfest zu Ehren des berühmten Cowboy Raimundo Jacó, der der Cousin von Luiz Gonzaga war. Die Geschichte von Jacó ist bis heute für die Cowboys des Sertão die Quelle ihrer Identität, ihres Stolzes und Grundlage ihrer Heimatliebe. Vaqueiros sind die brasilianischen Cowboys, die im Sertão die Herden der Grossgrundbesitzer betreuen. Auf dem Fest zeigen sie unter anderem ihre Reitkunst und Geschicklichkeit im Umgang mit den Herden.
Als Sertão, auch "Sertão Nordestino", bezeichnet man die halbwüstenartigen Landschaften im Binnenland Brasiliens. Diese trockene Halbwüste ist mit Dornensträuchern und Kakteen durchsetzt und
häufig von Dürre betroffen. Die Trockenzeit beträgt zehn bis elf Monate. Die Jahresniederschläge betragen meist unter 500 mm. Aber auch Jahre ohne Regen sind keine Seltenheit. Nur wenige Tiere,
wie der Ameisenbär oder das Gürteltier, können mit diesen schwierigen Bedingungen des Sertão überleben.
Die Bezeichnung Sertão enstand in der Kolonialisierung durch die Portugiesen. Als diese die brasilianische Küste verliessen und ins Landesinnere vordrangen, bemerkten sie einen grossen
Klimaunterschied. Daraufhin nannten sie das Gebiet "Desertão" (Wüste). Bald wurde diese Bezeichnung als "vom Sertão" verstanden, so dass am Ende nur das Wort "Sertão" übrigblieb.
Die brasilianischen Cowboys, die im Sertão die Herden der Grossgrundbesitzer betreuen, sind von Kopf bis Fuss in Leder gekleidet, dem "Gibão". Die Jacken, Hosen, Schürzen, Hüte, Handschuhe und
Stiefel der Männer sitzen wie eine zweite Haut und bedecken den ganzen Körper.
Der Gibão schützt vor der brennenden Sonne und der "Caatinga", dem weissen Wald, wie die Tupi-Indianer die Vegetation des Hinterlands mit Dornensträuchern und Kakteen nannten. Bei der Verfolgung
einer ausbrechenden Kuh würden normale Textilien von den Dornen der Caatinga-Vegetation schnell zerfetzt.
Heute gibt es nur noch rund 700 Vaqueiros. Ihre Aufgabe ist grundsätzlich noch dieselbe. Sie kümmern sich um Rinder und Viehherden. Sie leben gefährlich, es gibt häufig Unfälle, Stürze und
riskante Bullenjagden. Deshalb legen viele ihr Schicksal in die Hände Gottes.
Die "Missa do Vaqueiro", der grösste Cowboy-Gottesdienst, findet im Ort Serrita im Westen des Bundesstaates Pernambuco statt. Es ist eine Messe zu Ehren des Cowboys Raimundo Jacó. Diese Messe
wurde zum alljährlichen Höhepunkt im Leben der Vaqueiros.
Der Legende nach lockte der Gesang von Jacó das Vieh an. Es zog aber auch den Neid seiner Berufskollegen auf sich, die ihn in einen Hinterhalt lockten und ermordeten. Der treue Begleiter des
Cowboys Jacó, ein Hund, wachte Tag und Nacht über dem leblosen Körper Jacõs, bis er selbst an Hunger und Durst starb.
Die Geschichte des Mutes wurde zu einem Sertão-Mythos und drei Jahre nach dem tragischen Ende wurde sein Leben durch das Lied von Luiz Gonzaga verewigt. Der König vom "Baião", wie Luiz Gonzaga
auch genannt wurde, war ein Cousin von Jacó. Das Lied "A Morte do Vaqueiro" (Der Tod eines Cowboys) wurde zu einem der bekanntesten und bewegendsten brasilianischen Lieder.
Etwa 700 Cowboys reiten jährlich Ende Juli nach Serrita, dicht gedrängt auf den Wegen aus roter Erde. Vor dem "Parque Estadual João Câncio" sammeln sie sich. Einer der Männer entkorkt mit den
Zähnen eine Flasche Cachaça und lässt sie kreisen. Dann wird aus dem Chaos aus Staub und Pferdehufen plötzlich Ordnung: Die Vaqueiros formieren sich in Zweierreihen und reiten langsam auf das
Gelände. An der Spitze der Prozession: Vicente Jacó, der Sohn des berühmten Raimundo Jacó. Die Vaqueiros läuten mit kleinen Glocken, singen und blasen in ihre Hörner.
Der Platz vor dem Altar ist für die Vaqueiros reserviert. Am Rand des riesigen, hufeisenförmigen Platzes haben sich Tausende Gläubige, Touristen und Schaulustige versammelt. Der Diözesanbischof
von Salgueiro, bittet Gott um seine schützende Hand für die Vaqueiros. Auf dem Pferderücken begleiten die Vaqueiros die Messe.
In den 5 Tagen der Veranstaltung hört die Show nicht auf. Rund 400.000 Menschen besuchen das Gelände des Vaqueiro-Nationalparks. Die Party, die nur 535 km von Recife entfernt ist, ist die grösste
kulturelle und religiöse Veranstaltung im Sertão.
In den fünf Tagen werden 28 Musikshows auf verschiedenen Bühnen angeboten. Zu den Attraktionen gehören bekannte Grössen der nationalen und regionalen Musikszene.
Gleichzeitig findet die "Vaquejada", das brasilianische Rodeo mit diversen sportlichen Aktivitäten, statt. Zu dem Vaquejada-Reitsportturnieren gehören Bullenreiten, Stierfangen und
Hindernisparcours.
Für den Durst und die Verpflegung sorgen Verpflegungs- und Getränkestände, die auf dem ganzen Gelände verteilt sind.
Ein ausgebrochener Stier wieder zur Herde zu bringen, ist eine der Aufgaben der Cowboys.
Cowboys leben gefährlich. Es gibt häufig Unfälle, Stürze oder riskante Bullenjagden.
Die Messe zu Ehren des Cowboys Raimundo Jacó ist ein Höhepunkt der Vaqueiros.
Der Ursprung einer Geschichte, die in der Stimme von Luiz Gonzaga verankert ist.