Synagoge Kahal-Zur-Israel - קהל צור ישראל

Recife und die jüdische Einwanderung

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בית הכנסת "קהל צור ישראל" - Kahal-Zur-Israel-Synagoge wurde 1636 gegründet und gilt als älteste Synagoge der neuen Welt - [© Luis War | turismojudaico.com]

Die im Nordosten Brasiliens gelegene Metropole Recife ist die Heimat der ältesten Synagoge der westlichen Hemisphäre. Die Synagoge Kahal-Zur-Israel, "Fels-von-Israel-Gemeinde", wurde zum Markstein jüdischer Kultur in der Neuen Welt. Später legten die aus Recife ausgewanderten Juden den Grundstein für die erste Synagoge Nordamerikas in der damaligen Stadt "Nieuw Amsterdam", dem heutigen New York City.

Warum steht "Israels Fels" in Recife?

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Mitglieder der Kahal-Zur-Israel-Synagoge gehörten zu den Gründern von New York City - [© Bjanka Kadic | G3WYA7]

Im späten Mittelalter lebten viele Juden auf der iberischen Halbinsel. In Spanien, das damals als "Sefarad" bekannt war, formte sich die Kultur der sefardischen Juden. Diese Gruppe spielte eine bedeutende Rolle im Judentum. Andalusien wurde ein Zentrum jüdischen Lebens im europäischen Mittelalter. Es entwickelte sich eine stabile und wohlhabende jüdische Gesellschaft. Eine Anzahl bedeutender jüdischer Gelehrter ging aus dieser Gesellschaft hervor.

Die "Goldenen Zeiten" in Andalusien endeten 1492/96. Juden wurden zwangsweise christianisiert und aus Spanien und Portugal vertrieben, begleitet von der Inquisition. Viele von ihnen sind nach Amsterdam oder Nordafrika geflohen.


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Die erste Synagoge Amerikas ist ein Juwel im Herzen der Altstadt von Recife, Brasilien - [© Wilfredo Rafael Rodriguez Hernandez | CC0]
Um 1630 haben die Niederländer den katholischen Portugiesen den Nordosten Brasilien abgetrotzt und in Recife ihr Hauptquartier aufgeschlagen. Sie förderten Fortschritt und Offenheit. Generalgouverneur Johann Moritz von Nassau-Siegen erlaubte Religionsfreiheit, was viele Juden anzog. 1637 begannen Juden aus Spanien und Portugal mit dem Bau der "sefardischen" Synagoge, die 1642 eingeweiht wurde. Isaac Aboab da Fonseca wurde der erste Rabbi. Die jüdische Gemeinde in Recife hatte über 1.600 Mitglieder.

Doch die liberale Zeit währte nur ein knappes Vierteljahrhundert. 1654 besiegten die Portugiesen die Niederländer, und deren Ära im Nordosten Brasiliens ging endgültig zu Ende.


Juden aus Recife gehören zu den Gründern von New York City

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Die Kahal-Zur-Israel-Synagoge mit dem Toraschrein in Recife, Brasilien - [© travelview | 2044895039]

Der alte Schrecken kehrte für die Juden zurück. Viele gingen wieder nach Amsterdam. 23 Juden aus Recife segelten aber einen anderen Kurs. Anfangs September 1654 landeten sie nach neun Monaten in "Nieuw Amsterdam". Der despotische Gouverneur Peter Stuyvesant hieß sie nicht willkommen, doch sie blieben. Sie erhielten Land für einen jüdischen Friedhof. Zehn Jahre später eroberten die Briten Nieuw Amsterdam, das bis heute New York City heißt.

1695 legten sie das Fundament für die erste Synagoge in Nordamerika. Anfang des 18. Jahrhunderts blühte die jüdische Gemeinde in New York auf. Mit der Gründung der New York Börse 1792 waren zwei Juden unter den ersten Mitgliedern: Benjamin Seixas und Ezekiel Hart.


Heute sind in New York City etwa 972.000 Einwohner jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung, die somit 12 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. In Manhattan beträgt der Anteil sogar etwa 20 %. New York City ist damit die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde der Welt, da hier mehr Juden leben als ganz Jerusalem Einwohner hat.

Ein wertvolles Zeugnis sephardischer Juden

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Die Wand der Synagoge aus dem 17. Jahrhunderts mit den Gebetsanliegen der Besucher in Recife, Brasilien - [© KEYSTONE/DPA/Helmut Reuter]

Im Hafenviertel von Recife ausgerechnet an der Rua do Bom Jesus, steht über der Hausnummer 197 der Name "Synagoge Kahal Zur Israel". Das Gebäude wurde im 20. Jahrhundert abgerissen. Nach einem Fund eines "Bor" wurde der Abriss gestopt von  Archäologen 1999 ausgegraben und wieder aufgebaut.

 

Zwischen den braunen Ziegelsteinen der erhaltenen Wand aus dem 17. Jahrhundert stecken kleine weiße Zettel mit Gebeten. Diese Szene erinnert an die Klagemauer in Jerusalem. Es ist ein ruhiger Ort des Gebets.

 

Die jüdische Gemeinde nutzt die Synagoge aufgrund ihrer Geschichte und ihrer historischen Bedeutung für Hochzeiten und Bar-Mizwa-Feiern.


"Bor": Ein Brunnen für die rituelle Reinigung

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Synagoge, die Mikwe und das Bor sind spannende Entdeckungen in Recife, Brasilien - [© Jones Azevedo | Pernambuco Foto Clube]

Schwach beleuchtet unter der massiven durchsichtigen Glasplatte im Boden sieht man auf den spektakulären Fund des "Bor". Ein Brunnen, aus dem Wasser geschöpft wurde für die im Judentum vorgeschriebene rituelle Reinigung. "Männer mindestens einmal im Jahr, Frauen jeden Monat". Der Brunnen ist im Originalzustand, genauso wie der Fussboden aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nur die etwa zwei Meter entfernt liegende "Mikwe", das rituelle Tauchbad, wurde rekonstruiert.

 

Die Synagoge beherbergt ein Museum, das über die Geschichte des Judentums in Recife informiert. Boris Bernstein, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Recife, sagt, es soll an das friedliche Miteinander aller Religionen erinnern.


Ein einzigartiger und eindrucksvoller Ort

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Siebenarmiger Leuchter Menora, Symbole des Judentums - [© Leonardo Sagnotti | deportati.it]

Die Menora ist eines der bedeutendsten religiösen Symbole im Judentum. Ihre Bedeutung ist tief verwurzelt.

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Die Synagoge von grosser historischer Bedeutung in Recife - [© Lucia Helena l turismojudaico.com]

Juden aus Recife waren an der Gründung von New York City beteiligt. Ihre Einflüsse sind bis heute spürbar.

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Gebetsraum mit dem Toraschrein in der Synagoge in Recife, Brasilien - [© travelview | 2044895039]

Von der Balustrade im ersten Stock hat man einen Überblick über den Gebetsraum und den Toraschrein.

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Kahal Zur Israel Synagoge historisches Museum Recife, Brasilien - [© Robson S. | 45802463@N07/7918681494]

Das große architektonische Erbe und die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde Recifes sind beeindruckend.