Die im Nordosten Brasiliens gelegene Metropole Recife ist die Heimat der ältesten Synagoge der westlichen Hemisphäre. Die Synagoge Kahal-Zur-Israel, "Fels-von-Israel-Gemeinde", wurde zum Markstein jüdischer Kultur in der Neuen Welt. Später legten die aus Recife ausgewanderten Juden den Grundstein für die erste Synagoge Nordamerikas in der damaligen Stadt "Nieuw Amsterdam", dem heutigen New York City.
Im späten Mittelalter lebten viele Juden auf der iberischen Halbinsel. In Spanien, das damals als "Sefarad" bekannt war, formte sich die Kultur der sefardischen Juden. Diese Gruppe spielte
eine bedeutende Rolle im Judentum. Andalusien wurde ein Zentrum jüdischen Lebens im europäischen Mittelalter. Es entwickelte sich eine stabile und wohlhabende jüdische Gesellschaft. Eine Anzahl
bedeutender jüdischer Gelehrter ging aus dieser Gesellschaft hervor.
Die "Goldenen Zeiten" in Andalusien endeten 1492/96. Juden wurden zwangsweise christianisiert und aus Spanien und Portugal vertrieben, begleitet von der Inquisition. Viele von ihnen sind nach
Amsterdam oder Nordafrika geflohen.
Doch die liberale Zeit währte nur ein knappes Vierteljahrhundert. 1654 besiegten die Portugiesen die Niederländer, und deren Ära im Nordosten Brasiliens ging endgültig zu Ende.
Der alte Schrecken kehrte für die Juden zurück. Viele gingen wieder nach Amsterdam. 23 Juden aus Recife segelten aber einen anderen Kurs. Anfangs September 1654 landeten sie nach neun Monaten in
"Nieuw Amsterdam". Der despotische Gouverneur Peter Stuyvesant hieß sie nicht willkommen, doch sie blieben. Sie erhielten Land für einen jüdischen
Friedhof. Zehn Jahre später eroberten die Briten Nieuw Amsterdam, das bis heute New York City heißt.
1695 legten sie das Fundament für die erste Synagoge in Nordamerika. Anfang des 18. Jahrhunderts blühte die jüdische Gemeinde in New York auf. Mit der Gründung der New York Börse 1792 waren zwei
Juden unter den ersten Mitgliedern: Benjamin Seixas und Ezekiel Hart.
Heute sind in New York City etwa 972.000 Einwohner jüdischen Glaubens oder jüdischer Abstammung, die somit 12 % der Gesamtbevölkerung ausmachen. In Manhattan beträgt der Anteil sogar etwa 20 %. New York City ist damit die Stadt mit der größten jüdischen Gemeinde der Welt, da hier mehr Juden leben als ganz Jerusalem Einwohner hat.
Im Hafenviertel von Recife ausgerechnet an der Rua do Bom Jesus, steht über der Hausnummer 197 der Name "Synagoge Kahal Zur Israel". Das Gebäude wurde im 20. Jahrhundert abgerissen. Nach einem Fund eines "Bor" wurde der Abriss gestopt von Archäologen 1999 ausgegraben und wieder aufgebaut.
Zwischen den braunen Ziegelsteinen der erhaltenen Wand aus dem 17. Jahrhundert stecken kleine weiße Zettel mit Gebeten. Diese Szene erinnert an die Klagemauer in Jerusalem. Es ist ein ruhiger Ort des Gebets.
Die jüdische Gemeinde nutzt die Synagoge aufgrund ihrer Geschichte und ihrer historischen Bedeutung für Hochzeiten und Bar-Mizwa-Feiern.
Schwach beleuchtet unter der massiven durchsichtigen Glasplatte im Boden sieht man auf den spektakulären Fund des "Bor". Ein Brunnen, aus dem Wasser geschöpft wurde für die im Judentum vorgeschriebene rituelle Reinigung. "Männer mindestens einmal im Jahr, Frauen jeden Monat". Der Brunnen ist im Originalzustand, genauso wie der Fussboden aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Nur die etwa zwei Meter entfernt liegende "Mikwe", das rituelle Tauchbad, wurde rekonstruiert.
Die Synagoge beherbergt ein Museum, das über die Geschichte des Judentums in Recife informiert. Boris Bernstein, der Vorsitzende der jüdischen Gemeinde in Recife, sagt, es soll an das friedliche Miteinander aller Religionen erinnern.
Die Menora ist eines der bedeutendsten religiösen Symbole im Judentum. Ihre Bedeutung ist tief verwurzelt.
Juden aus Recife waren an der Gründung von New York City beteiligt. Ihre Einflüsse sind bis heute spürbar.
Von der Balustrade im ersten Stock hat man einen Überblick über den Gebetsraum und den Toraschrein.
Das große architektonische Erbe und die lange Geschichte der jüdischen Gemeinde Recifes sind beeindruckend.