Von Kind auf wusste ich wie mein Lebensweg verlaufen sollte, meine Eltern haben mir die Botschaft von Jesus Christus gelehrt. Sonntagsschule, Jungschar,
Jugendlager und Jugendgruppe alles habe ich erlebt und zum Teil aktiv mitgestaltet. Am 26. August 1973 habe ich mich bei einer Zeltevangelisation ganz klar für Jesus entschieden, und kurze Zeit
später auch Taufen lassen.
Johannes 10, 28/29 ist mein Taufspruch, der mir erst heute nach 45 Jahren so richtig bewusst geworden ist. "Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht umkommen, und niemand
wird sie aus meiner Hand reissen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist grösser als alle, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reissen."
Im Alter von 25 Jahren war mir das alles Zuviel, ich wollte Geld verdienen, auf nichts verzichten, selbständig sein und von niemanden Befehle erhalten, oder von Gott eingeschränkt werden. Ich
suchte die Freiheit und fand die Unfreiheit.
Die Folgen waren eine Pleite nach der andern, die schlussendlich mit einer Verurteilung und 36 Monate Gefängnis endete. Aber ich wollte immer noch nicht bergreifen, dass mich Jesus nur auf seinen
Weg zurückholen wollte.
Die 36 Monate Knast brauchte ich nicht zum Überdenken meiner Situation, ich bin lieber auf die Kanarischen Inseln verschwunden. Auf der Flucht ohne Dokumente und Geld konnte ich auch meine Frau
und meinen drei Kindern nicht mehr halten, es kam zur Trennung. Aber der Weg zurück zu Jesus kam für mich nicht in Frage. Über Portugal bin ich per Zufall in Brasilien gelandet. (Da wollte ich
doch als Junger Christ einmal als Missionar arbeiten). Aber die Versuchungen wahren grösser als mein Wille zur Umkehr. Das Leben verging eher schlecht als recht, manchmal hatte ich gut Geld
verdient aber genauso schnell wieder ausgegeben.
Am Anfang habe ich Tagesausflüge für Touristen organisiert, später als die Touristen nicht mehr nach Recife kamen besann ich mich auf meine Ursprünge in der Gastronomie.
Ich mietete eine Strandvilla, um mein erstes Restaurant in Brasilien zu eröffnet. Diese war mir nach ein paar Jahren zu chic - ich wollte etwas urchiges-rustikales, typisch brasilianisches mit
einheimischer Küche, die sich jede Familie leisten kann.
Realisiert habe ich diesen Traum im sehr ursprünglichen Strandrestaurant "Estação do Sol" - auf Deutsch "die Sonnenstation". Schon bald kamen die Leute von überall her, um unseren typischen
Fischeintopf zu geniessen. Aber auf dem Höhepunkt des Erfolges kam wieder der Finger Gottes. Mein Strandrestaurant wurde von den Fluten eines Herbststurms bodeneben weggespült. Seit
Menschengedenken standen hier Gebäude und ich mussten nun hilflos ansehen, wie mein gesamtes Hab und Gut im Meer trieb, meine Existenz war wieder vernichtet.
Nach dem Schock kam der Neustart, aber wieder wollte ich allein Planen, was musste noch alles geschehen bis ich endlich Gottes Willen erkannte?
Ich plünderte meine Altersvorsorge, und war ein Jahr später mit einem Eventlokal am Start, das bald in weiten Kreisen zu einem angesehenen Ort für Vereinsanlässe, Firmenessen und Familienfeiern
wurde.
In der Umgebung gab es viele junge Leute, die in Ihrem Beruf als Fischer kein ausreichendes Einkommen mehr erzielen konnten. Durch die fehlenden Perspektiven stieg die Kriminalitätsrate innert
kürzester Zeit dramatisch. Auch mein florierendes Lokal wurde mehrfach von bewaffneten Jugendbanden heimgesucht und ausgeraubt.
Neunmal innert 12 Monaten, hatte ich einen geladenen Revolver am Kopf, nur Jesus konnte mich am Leben halten. Durch die Angst vor Überfällen blieben die Gäste schliesslich aus und ich mussten den
Betrieb aufgeben. Finanziell hatte ich wieder alles verloren - doch jetzt endlich, bin ich um eine Erkenntnis reicher geworden.
Total bankrott am Boden zerstört, ohne Perspektive kam ich 2016 in die Schweiz zurück. Hier ging ich vor Gott in die Knie und tat Busse. Ich konnte den Dieben und Gaunern, die mich zerstört hatten, vergeben. Ja, ich möchte ihnen helfen aus ihrer ebenfalls aussichtslosen Situation auszubrechen. Es war der Startschuss zur Gründung des Kinderhilfswerk "Streetworker Brasil".
Nach 45 Jahren auf der Flucht, wollte ich in einem Sozialen Projekt arbeiten. Mit Ausbildungsplätzen möchte ich gegen Arbeitslosigkeit, Kinderarbeit, Kriminalität und Migration kämpfen. Ich
möchte den Kindern der Favelas mit Ausbildung und dem Wort Gottes eine Zukunft geben. Ich möchte mein Wissen an die Strassenkinder, die sich neu orientieren und integrieren wollen weitergeben.
Das Projekt Streetworker Brasil soll Jugendliche in diversen Berufen weiterhelfen.
Betet, auf dass Gott die Herzen der schwächsten unter uns, die Kinder zur Einsicht bringt. Das sie sehen welche Möglichkeiten eine solide Ausbildung ihnen für die Zukunft bietet, und dass ihre
Leben nachhaltig verändern kann.