Gilberto Freyre wurde am 15. März 1900 in Recife geboren und gilt als einer der bedeutendsten Soziologen und Anthropologen des 20. Jahrhunderts. 1948 zählte er zu den "8 Weisen von Paris". Freyre konzentrierte sich insbesondere auf Anthropologie und Rassenbiologie. Als Nobelpreisanwärter arbeitete er unter anderem im Auftrag der UNESCO an internationalen Konfliktlösungen. Für die UNO setzte er sich mit Rassenproblemen auseinander. Freyre wirkte bei der Erstellung der brasilianischen Verfassung mit und erstellte für Deutschland ein Gutachten über Besatzungskinder.
Gilberto Freyre war einer der ersten Brasilianer, der an der Columbia-Universität in den USA ausgebildet wurde. In New York erlangte er seinen Master und sein Doktorat in Politik-, Rechts- und Sozialwissenschaften. Seine Dissertation "Social Life in Brazil" diente als Grundlage für sein späteres Werk "Casa Grande & Senzala" (Herrenhaus und Sklavenhütte).
Gilberto Freyre setzte sich für die nationale Kultur ein und zeigte, dass die Rassenmischung Brasiliens Stärke ist und eine authentische Tradition fördert. Während des Karnevals 1962
thematisierte die Sambaschule Mangueira in Rio de Janeiro sein Werk "Casa Grande & Senzala". Freyre beeinflusste nationalistische Propaganda. Brasilien wurde als Vorbild für Rassenharmonie
zum Thema diplomatischer Initiativen.
Seine Werke "Casa Grande & Senzala" und die Fortsetzungen "Sobrados e Mucambos" (1936) sowie "Ordem e Progresso" (1959) beeinflussten die nächste Generation von Sozialwissenschaftlern in
Brasilien stark. Sie untersuchten die Bedeutung der patriarchalischen Familie als soziale Institution und die Entstehung Brasiliens als Sklavengesellschaft. Weitere Themen waren die Rolle der
Zuckerrohrmühlen und die Bedeutung von Bräuchen, insbesondere in Bezug auf Haus, Essen und Heilung.
In den 1930er Jahren galt die Überlegenheit der europäischen Weißen als verbreitete Meinung. Man glaubte, Rassenmischungen würden die Bevölkerung schwächen und die Reinheit des Volkes gefährden.
Dies unterstützte Hitlers arischen Diskurs.
"Herrenhaus und Sklavenhütte" von Gilberto Freyre veränderte die sozialwissenschaftlichen Theorien mit einer respektlosen, poetischen Sprache. Freyre sah Rassenvereinigungen als Triumph der
Brasilianer. Sie schufen eine authentische Kultur und einzigartige Gesellschaft.
Den größten Beitrag zur Kolonisierung leisteten die Afrikaner. Sie brachten zahlreiche Technologien wie Landbau, Viehzucht, Goldverarbeitung, Küche, Sprache und Metallurgie. Im Gegensatz zur
portugiesischen Introvertiertheit förderten die extrovertierten Afrikaner den Kontakt zwischen verschiedenen Völkern und erleichterten Rassenmischungen.
Auch die Inder spielten eine bedeutende Rolle bei der Entwicklung der brasilianischen Kultur. Sie trugen zur Entstehung einer einheitlichen Volkssprache bei. Sie beeinflussten auch
Essgewohnheiten, indem sie Maniok anstelle des in Europa üblichen Weizens verwendeten, und etablierten Hygienemaßnahmen wie tägliche Bäder, die in Europa damals kaum verbreitet waren.
Brasilien formte sich als Volk, Nation und Kultur diesen drei Kolonialgesellschaften. In den Zuckerrohrmühlen, den "engenhos", entstand dieser kreative Raum der Verschmelzung. Dort konnten mehrere Probleme der portugiesischen Kolonisierung gelöst werden:
Gilberto Freyre und seine Familie beschlossen, im Landhaus Santo Antonio de Apipucos in Recife ihre Stiftung zu gründen. Mit dem Ziel, das kulturelle Erbe und die Sammlungen der Familie zu
vereinen. Weiter soll das Hausmuseum helfen die Kontinuität der Studie und die Ideen Gilberto Freyre besser zu verstehen.
Das Landhaus, das der Familie Freyre als Wohnsitz diente, liegt in einem 10.000 m² großen Naturschutzgebiet. Es erinnert die Besucher an die alten, weitläufigen Hinterhöfe vergangener Zeiten. Der
floristische Komplex des Geländes beherbergt über hundert einheimische und exotische Pflanzenarten in einer faszinierenden botanischen Vielfalt. Mehr als dreißig Vogelarten finden Schutz und
Nahrung und tragen zur biologischen Bedeutung dieses Ortes bei.
Ich begleite dich gerne in das wunderschöne tropische Paradies. Es erinnert an vergangene Tage im atlantischen Regenwald in seiner ganzen vielfältigen Schönheit. Gleichzeitig besuchen wir das Haus, in dem Gilberto Freyre lebte. Hier können wir unser Wissen über das Leben und Werk von Gilberto vertiefen und unser Verständnis für die brasilianischen kulturellen Identitäten erweitern.
Gilberto Freyre war für den Nobelpreis nominiert, erhielt den Titel Sir und weitere zahlreiche Auszeichnungen.
Gilberto Freyre und Sohn Fernado unterwegs am Karneval mit der der Clique "A Turma da Jaqueira" in Recife.
Freyres Werk "Herrenhaus und Sklavenhütte" wurde er in die American Academy of Arts and Sciences gewählt.
Der Park der Gilberto Freyre Stiftung weckt Erinnerungen an die weitläufigen Hinterhöfe aus früheren Zeiten.